
Die Mensur ist ein Kernelement unseres Dachverbandes, des Coburger Convents. Cheruscia bekennt sich zu diesem Grundsatz — jedes Mitglied muss mindestens drei Partien fechten.
Die Mensur verlangt Mut, Selbstüberwindung und Standhaftigkeit. Sie öffnet den Zugang zu lebenslanger Freundschaft und trennt die Spreu vom Weizen, indem sie vor bloßen Mitläufern schützt.
Wer mit dem Mensurfechten zum ersten Mal in Berührung kommt, reagiert zumeist irritiert, wenn nicht ablehnend. Das liegt auch daran, dass Missverständnisse und Irrtümer weit verbreitet sind.
Fechten und Mensur sind seit Jahrhunderten Bestandteil akademischer Geschichte und Kultur.
Das akademische Fechten entwickelte sich in der frühen Neuzeit. Am Ende des Mittelalters waren die Wege zwischen Heimat und Universität so gefährlich geworden, dass man den Studenten erlaubte, Waffen zu tragen (1514). Der Degen wurde zum studentischen Standessymbol. Die „Standesehre“ wurde auch untereinander verteidigt.
Im Laufe der Zeit löste sich das studentische Fechten vom allgemeinen Fechtwesen und entwickelte einen eigenen Stil. Gab es dabei auch unschöne Auswüchse, so ging doch das studentische Fechten mit der Zeit. Längst geht es nicht mehr um „studentische Ehre“. An die Stelle von unberechenbaren Duellen trat die sogenannte „Bestimmungsmensur“. Sie folgt sportlichen Grundsätzen und bestimmt nur solche Fechter zu Gegnern, die annähernd ebenbürtig sind in Können, Erfahrung und Größe. Und wenn mal einige Zentimeter fehlen, hilft zum Ausgleich ein schlichtes Brett.
Obwohl uralter Brauch, ist die Mensur doch weit mehr als Tradition. Sie ist weder Duell noch Mutprobe. „Gewinner" und „Verlierer“ gibt es nicht. Es zählt nur die aufrechte Teilnahme, die Bereitschaft, "den Kopf hinzuhalten". Standhaft bleiben, durchhalten, wie bei einem Marathonlauf. Unbeschreibbar sind das gemeinsame Erlebnis dieser Extremsituation und die Erleichterung, wenn sie vorüber ist.
Vor der Mensur steht die Ausbildung. Sie findet im Semester unter der Leitung eines professionellen Fechtlehrers statt. Die Teilnahme ist für die studentischen Mitglieder verpflichtend.
Wir bilden uns auf das Fechten nichts ein. Die Mensur ist für uns eine wichtige Nebensache. Wichtiger ist die lebenslange, bundesbrüderliche Freundschaft. Sie unter Beweis zu stellen, ist ein Zweck der Mensur. Sie ist eine Prüfung, die jeder von uns zu absolvieren hat.
Das stärkt den Zusammenhalt und trennt die Spreu vom Weizen.